Am 21. September kommt Ban Ki Moon nach Bern. Der ehemalige Generalsekretär der Uno spricht über Nachhaltigkeit, was denn sonst? Am zurückliegenden G-20-Gipfel in
Hamburg (D) war die Nachhaltigkeit das Hauptthema. Und die EU verlangt, dass in der betrieblichen Vorsorge Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen seien.
In der Schweiz hingegen fristet Sustainable Finance ein Nischendasein. Immerhin kann man feststellen, dass sich institutionelle Anleger mehr und mehr mit
nachhaltigen Anliegen befassen. Sieben der grössten Vorsorgeeinrichtungen, darunter die AHV, Publica, SBB, Post und Suva, gründeten den Schweizer Verein für verantwortungsbewusste
Kapitalanlagen.
Laut François Vetri von Robeco Sam, einer auf nachhaltige Anlagen spezialisierten Vermögensverwaltungsgesellschaft, gibt es sechs bis sieben Ausprägungen von
Nachhaltigkeitsfonds. Bekannt sind zwei Vorgehensweisen. Man schliesst kategorisch kontroverse Branchen aus. Oder man sucht aus allen Industrien gezielt jene Firmen heraus, die innerhalb ihrer
kontroversen Branche die grössten Anstrengungen unternehmen, um Immissionen so gering wie möglich zu halten. «Ein Anleger wird nicht unbedingt verstehen, was eine Ölfirma in einem Ökofonds zu
suchen hat», gesteht François Vetri. Dabei könnte das aus einer umweltpolitischen Perspektive durchaus Sinn machen, wenn der betreffende Ölkonzern umweltpolitisch fortschrittlich agiert. «Es sind
genau die Firmen aus den kontroversen Sektoren, die mit kleinen Schritten Grosses bewirken können», weiss Vetri.
Laut WWF macht das Investieren in Firmen kontroverser Branchen nur Sinn, «wenn sie einen veröffentlichten und nachvollziehbaren Plan haben, rasch aus der fossilen
Energiegewinnung auszusteigen und sich auf erneuerbare Energie zu fokussieren».
Massgebend sei also die Frage, ob ein Konzern ein klimafreundliches und zukunftsfähiges Businessmodell aufweise. Doch das Wissen darüber ist bei Bankberatern nicht
sehr ausgeprägt. Oder wie es François Vetri diplomatisch ausdrückt: «Es besteht noch Aufklärungsbedarf.»
Aus dem World Wealth Report 2015 geht hervor, dass 92 Prozent von vermögenden Privatkunden mit ihrem Vermögen auch positive Wirkungen erzielen möchten.» Doch der
international tätige Vermögensverwalter Schroders hat herausgefunden, dass Berater weniger Gewicht auf nachhaltige Aspekte legen als Anleger.
«Anlageberater wissen meistens sehr gut Bescheid über Kosten, Anlagerisiko, empfohlene Anlagedauer oder Rendite», beobachtet Marco Mansfeld von Partners for
Sustainability aus Küsnacht ZH. Doch auf Fragen nachhaltiger Anlagen seien sie in der Regel nicht spezialisiert. Und wenn die Bank eigene Fonds herausgebe, empfehle der Berater meistens den Fonds
aus dem eigenen Haus.
Wenn schon Bankberater überfordert sind, dürfte es der Privatanleger erst recht sein. Die Fondsbranche ist zwar um Transparenz bemüht. Doch auf den Faktenblättern
findet man bloss rudimentäre Angaben über die Nachhaltigkeit. Markus Fuchs, Geschäftsführer der Swiss Funds & Asset Management Association: «Nachhaltigkeitsfonds ist ein Label, keine
eigenständige Fondskategorie.» Es sei nicht klar, was unter Nachhaltigkeit zu verstehen sei. Als Beispiel verweist Fuchs auf einen sogenannten Nachhaltigkeitsfonds, der eine grosse Position von
CS-Aktien im Portefeuille führe. Nur weil der Bankriese in all seinen Büros auf Tropenholz verzichte.