Hoffentlich kämpft Hans Hess weiterhin vergebens dafür. Ihm dürfte das Debakel der Bernischen Lehrerversicherungskasse (BLVK) entgangen sein, einer der grössten und
für alle Beteiligten teuersten Pensionskassenskandale der Schweiz. Mit der Unterstützung linker Kreise sagten die Verantwortlichen in den Neunzigerjahren, dass es die Aufgabe
öffentlich-rechtlicher Pensionskassen sei, Wirtschaftsförderung zu betreiben und in Startups zu investieren.
Doch wenn eine Kasse auch nur einen kleinen Teil ihres Milliardenvermögens in Start-ups investiert, ist sie schnell mal Mehrheitsaktionär. Dann fühlt sich ein
Pensionskassenverwalter dazu berufen, im betreffenden Verwaltungsrat Einsitz zu nehmen, um zum Rechten zu schauen. So geschehen bei der BLVK, die unter anderem in Sarner Cristal und Kieser
Training investierte. Der damalige und später in Ungnade gefallene Pensionskassendirektor Hans-Peter Sieber schaute bei Sarner Cristal nicht nur zum Rechten, sondern präsidierte sogar den
Verwaltungsrat. Die Misswirtschaft und die damit verbundenen Verluste der BLVK gingen so weit, dass der bernische Grosse Rat eine PUK einberief.
Die Pensionskassen sind dazu da, unser Erspartes zinsbringend und sicher anzulegen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Wirtschaftsförderung zu betreiben.
Vorsorgeeinrichtungen werden schon heute mit zig sachfremden Aufgaben belastet. Das Investieren in Start-ups ist heikel und erfordert profunde Kenntnisse. Also müssten die Pensionskassen eigens
Experten anstellen, welche in der Lage sind, das Risiko solcher Investments zu überprüfen und die Solidität der Geschäftspläne zu begutachten. Oder sie müssten die Expertisen auswärts machen
lassen. Das würde den Verwaltungsaufwand nur weiter erhöhen. Beratungsfirmen lecken sich schon die Finger, wenn sich abzeichnet, dass Vorsorgeeinrichtungen hier ein Beratungsdefizit
aufweisen.
Ich wollte von Dieter Stohler wissen, was er von dieser Chose hält. Er ist Chef der Bundespensionskasse Publica. Wenig überraschend lehnt auch Stohler ein
«verbindliches Engagement» in Start-ups ab. Er meint ausdrücklich «verbindlich», was eben heisst, dass es in gewissen Fällen durchaus sinnvoll sein kann, einen Teil des Versichertengeldes in
Start-ups anzulegen. Ähnlich ist die Haltung des Pensionskassenverbandes Asip. Für die Anlagepolitik einer Pensionskasse müssten letztlich einzig und allein Rendite und Risiko entscheidend sein,
sagt Direktor Hans-Peter Konrad.
Ich meine: Unser Geld muss in unserem Interesse angelegt werden und nicht im Interesse der Wirtschaft.
Erschienen im SonntagsBlick am 25. Juni 2017