Die ausserbörslich gehandelten Aktien schnitten heuer besser ab als die börsenkotierten. Besonders gesucht sind Aktien solcher Unternehmen, die über unterbewertete Immobilien verfügen.
Zu diesen liquidesten Titeln zählt der Partizipationsschein (PS) der Firma Loeb, der seit Oktober letzten Jahres auf der Plattform der BEKB gehandelt wird. Er hat unter den Berner Werten den langjährigen Umsatzleader Espace Real Estate abgelöst. Auffallend bei Loeb ist der relativ starke Anstieg des Geldkurses, hat doch das Warenhausgeschäft mit engen Margen zu kämpfen. Doch die wahre Stärke von Loeb liegt nicht im Detailhandel, sondern in den Immobilien an hoch frequentierten Lagen.
Einen ähnlich hohen Anstieg des Geldkurses verzeichnet die Privatklinik Linde in Biel. Auch hier könnte der eine oder andere Aktionär die nicht unerheblichen stillen Reserven im Immobilienvermögen im Auge haben. Verwaltungsratspräsident Kurt Aeberhard erklärt jedoch den Kursanstieg mit der Illiquidität des Marktes. Möglich ist natürlich auch, dass gewisse Trittbrettfahrer darauf spekulieren, dass die Aevis-Gruppe den Linde-Aktionären ein derart lukratives Angebot unterbreitet, dass sie kaum Nein sagen können. So, wie es die börsenkotierte Aevis eben erst mit der Genfer Privatklinik Générale-Beaulieu vorexerzierte. Freilich muss man wissen, dass der Verwaltungsrat die Eintragung von Aktien ohne Angabe von Gründen ablehnen kann, sobald die Beteiligung 3 Prozent des Aktienkapitals übersteigt. So ist davon auszugehen, dass die aktuellen Aktienkäufe bei der Linde Holding nicht durch Mitbewerber erfolgen.
Wenn ein CEO, der breites Vertrauen geniesst, völlig überraschend das Unternehmen verlässt, so hat das meistens einen Kurssturz zur Folge. Dies erst recht, wenn mangels plausibler Kommunikation davon auszugehen ist, dass der Abgang mit der Neubesetzung des VR-Präsidiums zu tun hat. Doch der OTC-Markt tickt anders. Die Aktionäre von Bernexpo zeigten sich unbeeindruckt, als Mitte August bekannt wurde, dass Roland Brand eine neue Herausforderung suche. Dabei hat der abtretende CEO grossen Anteil daran, dass der Stadtberner Messeveranstalter zu seiner Stabilität zurückfinden konnte.
Rolf Bigler ist zuversichtlich, dass die Bedeutung des ausserbörslichen Aktienhandels weiter zunehmen wird. Er geht davon aus, dass sich mehr und mehr Unternehmen von der Schweizer Börse abwenden und zur OTC-X stossen. Zum einen wegen der stets strengeren regulatorischen Vorgaben für börsenkotierte Aktien; zum andern wegen der damit einhergehenden höheren Kosten. Zudem ist der OTC-Markt weniger schwankungsanfällig. Stürzen an der Wallstreet die Kurse in den Keller, so werden die Aktienkurse auch in Tokio, Hongkong, London, Frankfurt und Zürich fallen. Jedoch kaum in Bern an der OTC-X. Gut für jene, die ihr Portefeuille möglichst breit abstützen wollen.
Erschienen in der BZ am 20. Dezember 2016 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||