Die Niesenbahn führt zwei verschiedene Aktientypen: Der eine legt um 18 Prozent zu, der andere verliert 25 Prozent. Aufgefallen bei der BEKB-Handelsplattform sind im dritten Quartal auch Schweizer Zucker, Loeb, Cendres+Métaux und die Schilthornbahn.
Loeb hat sich auf den 1.Oktober von der Schweizer Börse verabschiedet. Seither wird der Partizipationsschein (PS) der Warenhauskette auf der OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt. An den ersten drei Handelstagen wechselten dort Loeb-PS im Wert von über 10000 Franken die Hand. Im Unterschied dazu findet die Loeb-Aktie auf besagter Plattform kaum Beachtung. Der letzte Handel datiert vom 25.März 2015.
Der Geldkurs des PS liegt derzeit bei 160 Franken. Der auf den Handel von Nebenwerten spezialisierte Fritz Ruprecht von der Helveticstar Effekten AG in Ittigen rechnet mit einem Kursanstieg auf
170 bis 180 Franken, denn der Kurs ist Ende September unter Druck geraten. Offenbar mussten institutionelle Anleger das dekotierte Papier aufgrund interner Richtlinien verkaufen.
Beachtung unter den nicht kotierten Berner Werten fanden auf der OTC-X die Aktien der Clientis-Bank Oberaargau, wenn auch nur an einem einzigen Tag: Am 7.Juli wurden 374
Stück im Gesamtwert von 132700 Franken gehandelt. Laut Andreas Zwygart, Leiter Private Banking, handelt es sich «um Transaktionen im üblichen Rahmen ohne besondere Gründe».
Üblicher Rahmen? An jenem Tag wurde mehr als die Hälfte des gesamten Quartalsumsatzes erzielt.
Generell zeichnen sich die Regionalbanken durch stabile Kurse aus, stehen sie doch wegen der tiefen Zinsen und der verschärften Regulierungen im Gegenwind. Namentlich die
Spar- und Leihkasse Frutigen ist gemessen am Aktienkurs flott unterwegs.
Beim Blick auf die Tabelle stechen die Minus 47 Prozent von Schweizer Zucker ins Auge: minus 15 Prozent nach dem ersten Quartal, minus 33 Prozent nach zwei Quartalen und nun minus 47,3 Prozent
nach dem dritten Quartal. Schon im letzten Jahr verzeichneten die Zuckerhersteller aus Aarberg mit minus 25 Prozent die stärkste Korrektur unter den nicht kotierten Berner Aktien der OTC-X. Dabei
müsste doch Schweizer Zucker von Swissness profitieren. Der anhaltende Preisdruck und die Unsicherheit betreffend die Marktöffnung in der EU scheinen schwererzuwiegen.
Auch Cendres+Métaux vermag sich dem Abwärtsdruck nicht zu entziehen. «Die Aktie ist mittlerweile sehr günstig, wenn man bedenkt, was für Produktivitätsfortschritte die
Firma zu verzeichnen vermochte», erklärt Fritz Ruprecht.
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Bei den Aktien des Flughafens und des Bürgerhauses tat sich in den zurückliegenden drei Monaten nicht viel, nachdem sie im ersten Semester mit überdurchschnittlichen Umsätzen aufgefallen waren. Das Gleiche gilt für die Kongress- und Kursaal Bern. Noch ist offiziell nicht bekannt, wer am 29. Mai 2015 in sieben Minuten 7500 Aktien zu Kursen zwischen 460 und 580 Franken ergatterte. Bis zum Beweis des Gegenteils darf man davon ausgehen, dass der Grossinvestor aus dem Umfeld des Bauunternehmers Bruno Marazzi stammt.
Schilthornbahn-CEO Christoph Egger wird in einer Analyse mit den Worten zitiert: «Die Anzahl chinesischer Gäste ist förmlich explodiert» (hoffentlich ist ihm nichts
passiert). Deshalb leidet das touristische Unternehmen weniger als andere unter dem schwächelnden Euro, was sich auch in höheren Aktienkursen niederschlägt.
Bemerkenswerte Kursbewegungen sind schliesslich bei der Niesenbahn zu beobachten: Die Stammaktie liegt seit Anfang Jahr um 18,75 Prozent im Plus, die Prioritätsaktie um 24,44
Prozent im Minus. Das zeigt, wie Kursbewegungen bei illiquiden Titeln von Zufälligkeiten getrieben sein können. «Die Stammaktien sind ein dekoratives Papier», weiss Fritz Ruprecht,
der selber historische Wertpapiere sammelt. Möglicherweise sorgte ein Sammler solcher Wertpapiere bei der Stammaktie für eine zusätzliche Nachfrage. Der Kursrückgang der
Prioritätsaktie wiederum könnte mit der verschärften Regulierung von Inhaberaktien zu erklären sein. Wer ein Inhaberpapier einer nicht kotierten AG kauft, muss das neu bei der Firma melden,
wenn man in den Genuss einer Dividende und anderer Aktionärsrechte kommen will.
Erschienen in der BZ am 6. Oktober 2016
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