lch hatte kürzlich im «Schweller» in Bern ein Gespräch mit einem für meine Verhältnisse ziemlich betuchten Kollegen. Wir sprachen, wie könnte es anders sein, über die bevorstehende Abstimmung zur Erbschaftssteuer-initiative.
Er: Clödu, bist du wirklich für eine neue Steuer?
Ich: Nein. Aber wir haben schon heute Erbschaftssteuern. Neu soll einfach die Kompetenz von den Kantonen dem Bund übertragen werden.
Er: Ich sage dir, ganz viele KMU werden bei dieser Steuerbelastung untergehen.
Ich: Welche Steuerbelastung meinst du?
Er: Dänk der Steuersatz von 20 Prozent für Erbschaften ab 2 Millionen.
Ich: Du bist schlecht informiert. Diese Zahlen gelten nicht für Familienunternehmen. Für KMU sieht die Initiative ausdrücklich Sonderregelungen vor. Die Rede ist von einem
Steuersatz von 5 Prozent bei einem Freibetrag von 50 Millionen Franken.
Er: Das habe ich nicht gewusst.
Ich: Musst halt die BZ lesen.
Er: Diese Sonderregelung ist aber nicht garantiert.
Ich: Das bürgerlich dominierte Parlament wird hoffentlich dafür sorgen, dass die Freigrenze nicht tiefer angesetzt wird.
Er: Ich bleibe dabei: Insgesamt würde die Steuerbelastung erhöht. Das stört mich.
Ich: Du musst wissen, dass die Kantone unter dem Strich insgesamt etwa gleich viel Erbschaftssteuern einnehmen würden. Zwei Drittel der Einnahmen müssen sie der AHV
abliefern.
Er: Die AHV braucht kein zusätzliches Geld. Sie wird mit der Altersvorsorge 2020 von Alain Berset stabilisiert.
Ich: Weisst du, womit? Mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Findest du das gut?
Er: Ääähhh.....
Ich: Höhere Mehrwertsteuern führen zu höheren Preisen. Das schlägt auf den Konsum. Doch Reiche werden wegen der Besteuerung des Erbes nicht weniger konsumieren.
Er: Dann müsste aber auf die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes verzichtet werden, wenn die Initiative durchkommt.
Ich: Bingo.
Er: Mich stört aber noch, dass die Steuer rückwirkend ab 1.Januar 2012 gelten soll.
Ich: Das verstehe ich.
Er: Wir hatten damals sofort das Haus meiner Eltern auf uns überschrieben. Ich bin fein raus.
Ich: Gut gemacht. Dann kannst du ja für die Initiative sein, sonst wärst du ja umsonst zum Notar gegangen.
Er: Nicht umsonst. Vergebens.
Erschienen in der BZ am 5. Mai 2015