Die Angelsachsen kennen für die Berechnung der Autoversicherungsprämie ein ausgeklügeltes Verfahren. Es heisst «Pay as You Drive». Die Prämienhöhe ist davon abhängig, wie eine Person fährt.
Ob sie viel oder wenig unterwegs ist, ob der Wagen vorwiegend tags oder nachts gebraucht wird, ob auf Autobahnen oder innerorts gefahren wird. Ein GPS-Empfänger liefert die Daten.
In der Schweiz ist «Pay as You Drive» kein Thema, unter anderem wegen des Datenschutzes. Schon 2008 meldete der Datenschutzbeauftragte seine Bedenken an. Ich zitiere aus seinem
Papier:
«Die Sammlung ereignisunabhängiger Verhaltensdaten darf nicht zu einem gläsernen Fahrer führen, über dessen Fahrverhalten ein detailliertes Personenprofil erhoben wird.»
Warum eigentlich nicht?
«Genauso wenig darf ein komplettes Bewegungsprofil des Fahrers erstellt werden.»
Schade.
«Um exzessive personenbezogene Auswertungen zu vermeiden, sollte zudem auf die zentrale Datenspeicherung verzichtet werden. Denn damit könnten die Bewegungsprofile verschiedener Fahrer verglichen
werden, was dann Rückschlüsse auf ganz andere Lebenssachbereiche zulassen würde.»
Wo ist das Problem?
«Da es für Aussenstehende zudem oft nicht nachvollziehbar ist, was beispielsweise in einer Blackbox aufgezeichnet wird, ist es sowohl für den Versicherer wie auch für den Versicherungsnehmer eine
Vertrauensfrage, wie mit diesen sensiblen Personendaten umgegangen wird.»
Sensible Daten? Dass ich nicht lache.
Meine Steuererklärung schicke ich der Gemeinde, wo eine subalterne Arbeitskraft all meine wirklich sensiblen Daten einsehen kann. Unbekannte Bankangestellte wissen über meine finanzielle
Situation Bescheid. Mir ist völlig wurscht, wenn mein Autoversicherer davon Kenntnis hat, bei welchem Wetter und welcher Tageszeit ich wo und wie schnell unterwegs war. Es mag Gründe geben, die
gegen «Pay as You Drive» sprechen. Der Datenschutz gehört meines Erachtens nicht dazu.
Erschienen in der BZ am 21. April 2015