Die ausserbörslich gehandelten Aktien zeichnen sich insgesamt durch eine stabile Kursentwicklung aus. Aufgefallen im ersten Quartal 2015 sind Loeb, Schweizer Zucker, Bernexpo,
Flughafen und BLS.
Als die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar die Aufhebung der Eurountergrenze bekannt gab, tauchten die Aktien. Die bei der Berner Kantonalbank ausserbörslich gehandelten Dividendenpapiere zeigten sich jedoch unbeeindruckt. Dies zeigt der stabile Verlauf des OTC-Liquidity-Index (Grafik). Rolf Bigler: «Wer gezielt in Nichtkotierte investiert, schläft besser.»
Der Leiter der Handelsplattform OTC-X der BEKB sagt bewusst «gezielt». Zumindest die Aktionäre des Bieler Edelmetallverarbeiters Cendres+Métaux schliefen wohl in den
vergangenen zwei Jahren nicht sonderlich gut: 2013 verlor der Geldkurs 13,2 Prozent, 2014 weitere 7,6 Prozent, und seit Anfang Jahr liegt er 5,3 Prozent im Minus. Höhere Kurse sind vorerst nicht
zu erwarten, schreibt OTC-Research in einer vor zehn Tagen veröffentlichten Studie. Obwohl das Effizienzsteigerungsprogramm erfolgreich umgesetzt wurde. Laut Studienautor Björn Zern ist es der
schwache Euro, der dem Industrieunternehmen mit seinen 430 Mitarbeitenden derzeit zu schaffen macht.
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Den grössten Quartalsverlust der ausserbörslich gehandelten Berner Werten verzeichnet Loeb. Der auf Nebenwerte spezialisierte Björn Zern ist nicht überrascht. Er wies schon Ende September auf die «stolze Bewertung» der Namenaktien «B» hin. Der Kurs lag damals bei 300 Franken. Der Partizipationsschein (PS) war im Vergleich deutlich günstiger bewertet. Heute beläuft sich der Geldkurs der Warenhausgruppe bei 210 Franken. Trotz dieses Kursrückgangs von 30 Prozent seit Ende September zieht Björn Zern auch heute noch den an der Schweizer Börse kotierten PS vor. Dieser wechselt übrigens auf den 1. Oktober von der Schweizer Börse zur OTC-X und dürfte wohl später vollends verschwinden.
Weiter unter Druck ist zudem die Aktie von Schweizer Zucker. Die Rübenpflanzer wie auch die Zuckerhersteller blicken wegen der Aufhebung der EU-Zuckermarktverordnung in eine
unsichere Zukunft. Schon 2014 verlor die Aktie 25 Prozent.
Bei der Congress Centre Kursaal Interlaken fällt nicht nur der zweistellige Kursverlust auf, sondern das extrem tiefe Handelsvolumen von knapp 2100 Franken. 2013 erzielte
die OTC-X mit diesem Titel einen Umsatz von über einer Million Franken. Damals sorgten Überbauungspläne des Des-Alpes-Areals für einige Fantasie. Die Stimmbürger Interlakens erteilten dem Projekt
jedoch eine Abfuhr. Mit dem Projekt verflog auch die Fantasie.
Wie immer führt die Bieler Immobiliengesellschaft Espace Real Estate auch nach dem ersten Quartal 2015 die Umsatzstatistik an. Die Aktie profitiert vom Immobilienboom. Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften sind ständig auf der Suche nach erschwinglichen Immobilien, was die Preise auf breiter Front in die Höhe treibt.
Bernexpo Holding folgt umsatzmässig mit grossem Abstand auf Platz zwei. Die Aktie legt seit Anfang Jahr um gut 11 Prozent zu. Dem Aktionär dürfte gefallen, dass der Messeveranstalter die neue Eventhalle nicht alleine finanzieren will.
Einen noch grösseren Kursgewinn erzielt Flughafen Bern. Laut Björn Zern lässt sich die 22-prozentigen Avance mit der angekündigten Kapitalerhöhung erklären. Der Ausgabepreis
beträgt 100 Franken. Im Vergleich dazu und auch im Vergleich zum Buchwert von rund 108 Franken ist die Aktie beim heutigen Kurs ein Schnäppchen. Zudem hat der neue Verwaltungsratspräsident
Beat Brechbühl nach einer über zehnjährigen Durststrecke die Rückkehr zur Dividendenzahlung angekündigt.
Auffallend ist die rege Nachfrage nach Bankaktien. «Die Regionalbanken haben besser abgeschnitten, als man das aufgrund der Zinssituation erwarten durfte», sagt Nebenwertespezialist Björn Zern.
Auffallend hohe Umsätze verzeichnen die Aktien der Spar- und Leihkasse Riggisberg. Die Bank hatte in der Vergangenheit einige Probleme, was schliesslich zu einem Wechsel im
Management führte. Ende 2010 wurde für die Aktie 40 Prozent mehr geboten als heute.
Die grösste Überraschung liefert BLS: Aktien für 440 000 Franken wechselten die Hand, zweimal mehr als im Jahr 2014 insgesamt.Offenbar hatten es etliche
Minderheitsaktionäre satt und warfen ihre Papiere für 45 Rappen und damit deutlich unter dem Buchwert auf den Markt. Denn die BLS macht sich nicht nur im Westen von Bern mit der Enteignung
von Bauern unbeliebt. Auch für die Minderheitsaktionäre, welche bloss um die 6 Prozent des Aktienkapitals besitzen, ist das Bahnunternehmen ein chronisches Ärgernis. «Die Minderheitsaktionäre
werden nicht nur vernachlässigt, sondern auch massiv geschädigt», schrieb kürzlich ein Leser. «Sie haben weder ein Mitspracherecht, noch erhalten sie eine Dividende.» Da der Staatsbetrieb ihre
Aktionäre nur als «unbedeutendes Anhängsel» betrachte, müsse den Privataktionären eine Ausstiegsmöglichkeit zu einem angemessenen Preis ermöglicht werden.
Erschienen in der BZ am 31. März 2015