Optimistisch für Mexiko, Südkorea, Taiwan und Chile. Pessimistisch für Malaysia, Südafrika und die Türkei. Dies in Stichworten die Einschätzung der UBS zu den aufstrebenden Märkten. Und für Russland? «Einfach zu schwankungsanfällig.»
Wer in aufstrebende Märkte investieren will, kauft Anteile eines globalen Emerging-Market-Fund. Oder ist es sinnvoller, einzelne Länderfonds zu kaufen? Das ist eine Glaubensfrage. Was besser ist,
weiss man erst, wenn die gekauften Fondsanteile wieder verkauft werden. Sicher ist: Ein breitabgestützter Fonds, der sich zum Beispiel am MSCI Emerging Markets Index orientiert, unterliegt
geringeren Schwankungen als zum Beispiel ein reiner Russland-Fonds. Dafür bietet letzterer die Chance, exorbitante Kursgewinne zu verbuchen. Gleichzeitig birgt er auch ein erhöhtes Risiko, innert
Minuten zweistellige Kursverluste einzufahren. An einem Anlass der UBS war letzte Woche in Zürich zu erfahren, an welchen aufstrebenden Märkten der weltweit grösste Vermögensverwalter Gefallen
findet – und umgekehrt. «Unsere bevorzugten Märkte sind Chile, Mexiko, Südkorea und Taiwan», erklärte Jorge Mariscal, Regional Chief Investment Officer Emerging Market, der eigens von New York
angereist war.
Optimistisch für Mexiko
Pessimistisch für die Türkei
Der in Mexiko-Stadt aufgewachsene Jorge Mariscal erklärte aber auch, welche Märkte ihn nicht optimistisch stimmten: Malaysia, Südafrika und Türkei. Die Bewertungen der dortigen Unternehmen
gestalte sich immer noch sehr anspruchsvoll. In Südafrika seien die Gewinnaussichten schwach, während die Aktien sehr teuer seien. Interessant ist die Frage, wie die UBS die Bric-Staaten
einschätzt: Brasilien, Russland, Indien, China. Offiziell gewichtet die Grossbank die vier Länder neutral. Doch in den Worten des UBS-Managers ist für diese Märkte ziemlich viel Skepsis zu
spüren. Brasilien leide unter einem Reformstau und einem schwachen Wirtschaftswachstum. Bessere Zeiten könnten anstehen, falls es bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen zu einem Wechsel
kommt. China habe grosse Reformvorhaben, was aber auf Kosten des Wirtschaftswachstums gehe. Und dass Investitionen in Russland sehr riskant sind, brauchte Jorge Mariscal nicht näher zu begründen.
Am optimistischsten ist er noch für Indien.
Neutral für Russland
Gemessen an gängigen Bewertungskennziffern, sind russische Aktien extrem billig. Der Energiegigant Gazprom wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 2 gehandelt. Doch russische Aktien
sind kaum mehr handelbar und könnten gar aus den einschlägigen Börsenindizes entfernt werden. «Russische Aktien sind einfach zu schwankungsanfällig», ist in einem Papier der UBS zu lesen. «Die
Wahrscheinlichkeit von strengeren Sanktionen ist gestiegen», so die Grossbank weiter. Interessant ist hier freilich die Tatsache, dass bisher nur die russischen, kaum jedoch die westeuropäischen
Aktien betroffen sind, obschon bei einem Wirtschaftskrieg beide Lager in Mitleidenschaft gezogen würden. Doch generell gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass Russland von einem
Wirtschaftskrieg stärker betroffen wäre. Und: «Die Märkte gehen nicht davon aus, dass Putin den Gashahn zudrehen wird», sagt Jorge Mariscal.
Erschienen in der BZ am 16. September 2014