Heute will ich mich outen: Ich habe bei der Bank Coop ein Konto eröffnet. Jetzt weiss also die Öffentlichkeit darüber Bescheid. Normalerweise sind solche Nachrichten ein Geheimnis.
Wie Sie wissen, verschickte die Bank Coop Anfang Jahr aus Versehen gewisse Bankauszüge an die falschen Adressen. Sie hat sich dafür entschuldigt. Das Problem ist jedoch, dass
jene, deren Auszüge in falsche Hände gerieten, nicht wissen dürfen, in welche Hände die privaten Daten gelangten. Man darf eben nicht wissen, wer bei der Bank Coop ein Konto hat. Deshalb muss
mein Outing wohl bemerkenswert sein.
Die Eröffnung des Kontos bei der Bank Coop verlief übrigens reibungslos. In nur 20 Minuten war die Sache erledigt. Ich musste zwar sehr viel Papier unterschreiben. Das ist aber nicht der Fehler
der Bank. Sie führt nur aus, was die lieben Amerikaner – und nicht etwa die bösen Russen – uns Schweizern befehlen.
Geradezu gemütlich soll jedoch die Kontoeröffnung bei der AEK Bank 1826 in Thun vonstattengehen. Dort meldet man das Begehren nicht am Schalter an, sondern im bankeigenen Restaurant, wie ich
einer Medienmitteilung entnehmen kann. Man bestellt den Kaffee, erklärt, wie man das Gebräu haben möchte, und sagt beiläufig, man möchte eigentlich ein Konto eröffnen. Auf einem
Formular sind die wichtigsten von den Amerikanern verlangten Angaben auszufüllen. Schon macht sich der Kundenberater auf den Weg ins AEK-Café. Er behändigt das Formular und einen amtlichen
Ausweis. «Von da an beginnen die 15 Minuten zu laufen», meint die Bank in der Medienmitteilung. Innerhalb dieser Zeit komme der Kundenberater zurück und händige Kontonummer,
Unterschriftenregelung und den ausgefüllten Antrag für eine Kunden- oder Maestrokarte aus. Nicht geschrieben in der Mitteilung hat die AEK Bank, ob im Café an der Hofstettenstrasse in Thun
das «Thuner Tagblatt» aufliegt, um die 15 Minuten noch kürzer erscheinen zu lassen.
Ich frage mich, ob die Amerikaner dieses doch recht behagliche Prozedere der Kontoeröffnung bewilligt haben.
Erschienen in der BZ am 20. Mai 2014