Geht es nach den Vorstellungen des Bundesrats, sollen künftig rund 90 Prozent der Arbeitnehmenden der beruflichen Vorsorge unterstellt sein. Das ist eine gute Nachricht, insbesondere für Frauen und Teilzeitbeschäftigte.
Mindestens 21 060 Franken muss man heute im Angestelltenverhältnis pro Jahr verdienen, um obligatorisch von den Vorzügen der beruflichen Vorsorge profitieren zu können. Neu soll dieser
Schwellenwert auf rund 14 000 Franken gesenkt werden. Oder mit anderen Worten: Neu soll die Eintrittsschwelle in die 2. Säule der Hälfte einer maximalen AHV-Rente von derzeit 28 080 Franken
entsprechen.
Dies gab gestern Nachmittag Sozialminister Alain Berset nach der Bundesratssitzung bekannt, als er seinen Vorentwurf zur Reform der Altersvorsorge vorstellte. Der Vorschlag geht nun in die
Vernehmlassung. Mit Ausnahme der genannten Senkung der Eintrittsschwelle entspricht er im Wesentlichen den im Juni präsentierten Eckwerten.
150'000 mehr Versicherte
Der tiefere Schwellenwert hat einschneidende Konsequenzen. 90 Prozent aller Arbeitnehmenden in der Schweiz würden damit neu einer Pensionskasse angehören, fast 150'000 mehr als heute. Vor allem
Frauen, Teilzeitbeschäftigte und Angestellte mit mehreren Arbeitgebern würden von dieser Neuerung profitieren.
Leute mit tiefen Einkommen sind zwar nicht immer glücklich darüber, wenn ihnen vom Bruttolohn neben den AHV-Beiträgen auch noch Beiträge für die berufliche Vorsorge, also die 2. Säule, abgezogen
werden. Sie übersehen dabei, dass der Arbeitgeber Beiträge in derselben Höhe in die Pensionskasse entrichtet. Diese Arbeitgeberbeiträge sind so etwas wie steuerfreie Lohnzuschüsse, von welchen
man im Alter dank einer höheren Altersrente profitieren kann. Zudem geht oft vergessen, dass die Pensionskasse nicht nur eine Versicherung fürs Alter ist, sondern auch eine Versicherung gegen
Erwerbsunfähigkeit und Tod.
Die Senkung des Schwellenwertes ist auch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung zu sehen. Die Teilzeitarbeit gewinnt an Bedeutung. Sie erhöhte sich seit dem Jahr 2000 von 29,8 auf
34,2 Prozent und betrifft vor allem Frauen, wie dem Bericht des Bundesrats zu entnehmen ist. Gegenwärtig arbeiten 58,5 Prozent der Frauen und 13,8 Prozent der Männer Teilzeit. Und immer mehr
Leute haben mehrere Jobs: Rund 7 Prozent der Erwerbsbevölkerung gehen mehreren Beschäftigungen nach. «Diese Ausweitung des Versichertenkreises senkt das Armutsrisiko im Ruhestand, was sich auch
positiv auf die Ergänzungsleistungen und die Sozialhilfe auswirken wird», steht im genannten Bericht zu lesen.
Der Freiburger SP-Politiker Alain Berset hob gestern weitere Punkte seiner Altersreform hervor: