In den nächsten Tagen beginnen Tausende Jugendliche eine Lehre. Mit dem neuen Lebensabschnitt erhalten viele davon mehr Kompetenzen über ihre Finanzen. Kompetenzen, die sie schon früher hätten erhalten sollen.
«Jugendliche müssen frühzeitig mit Geld umgehen lernen, damit sie im Alter von 14 bis 15 Jahren ihren längerfristigen Finanzbedarf abschätzen und ihr Geld entsprechend einteilen können.» Der dies
sagt, ist Urs Abt. Der diplomierte Psychologe und Familientherapeut steht morgen Mittwoch an der Hotline zum Thema Budget und Sackgeld den Leserinnen und Lesern Red und Antwort. Dies im Rahmen
der Sommerserie «Familie». Was heisst frühzeitig? «Nach meiner Erfahrung ist der Eintritt ins 13. Lebensjahr, also der 12. Geburtstag, der ideale Zeitpunkt dafür, Kindern Verantwortung zu
übertragen», meint Abt. Die allermeisten Kinder könnten im Alter von 12 Jahren ihre Bedürfnisse sorgfältig abwägen und selbstständig entscheiden. Häufig holen sie Ratschläge bei ihren Eltern ein,
könnten aber dennoch frei entscheiden.
Vertrag mit 12-Jährigem
Urs Abt spricht vom «Jugendlohn». Das ist der Betrag, den junge Menschen für ihre Bedürfnisse benötigen. Laut Abt müssten jedoch klare Regeln ausgehandelt werden. Der Psychologe empfiehlt sogar,
«diese in einem kleinen Vertrag festzuhalten».
Der Jugendlohn soll dazu verhelfen,
Was soll das 12-jährige Kind mit dem Jugendlohn bezahlen?
Nicht im Jugendlohn enthalten sind:
Das «Hohle-Hand-Prinzip»
Gemäss dem «Hohle-Hand-Prinzip» erhalten die meisten Kinder und Jugendlichen zwar ein wöchentliches oder monatliches
Taschengeld für kleinere persönliche Bedürfnisse. Die Ausgaben für grössere und spezielle Wünsche und Bedürfnisse wie Kleider, Sportgeräte, Handy werden zusätzlich durch die Eltern finanziert
oder durch die Jugendlichen mit Druck eingefordert. «Oft fällt es Eltern schwer, Verantwortung abzugeben und Jugendlichen für ihr Leben Kompetenzen zu übertragen», erklärt Urs Abt. Manche möchten
das Steuerungsmittel Geld in der Hand behalten und als grosszügige «Financiers» Einfluss behalten. Mit dem «Hohle-Hand-Prinzip» würden die Eltern jedoch wichtige Ablösungsschritte verpassen und
allenfalls die Entwicklung einer lebenslang tragfähigen Beziehung zu ihren Kindern gefährden. Ohne Erfahrung im Planen und Einteilen der Finanzen seien junge Menschen nach Abschluss der
Ausbildung häufig überfordert, so Abt weiter. «Die Folge davon können lange, unwürdige Abhängigkeiten sein.»
Erschienen in der BZ am 30. Juli 2013