Auf dem Immobilienmarkt in der Schweiz entsteht ein neues Maklerunternehmen, das anders sein will als die konventionellen Exemplare.
Swiss Life hat ein neues Produkt: «Swiss Life Immopulse». Damit stösst der Lebensversicherer verstärkt in den Immobilienbereich vor. Wer ein Haus kaufen oder verkaufen möchte, könnte auf einer Generalagentur von Swiss Life vorsprechen, statt einen herkömmlichen Makler aufzusuchen. Dort wird sich ein Fachmann der Sache annehmen. Im Fall der Generalagentur Bern-Ost ist es eine Fachfrau, Sti-na Hegg. Sie ist eidgenössisch diplomierte Immobilientreuhänderin.
Kein gewöhnlicher Makler
Der Geschäftsführer von Swiss Life Immopulse, Philipp Urech, will seine Abteilung freilich nicht als konventionellen Makler verstanden haben. «Swiss Life ist kein Makler, Swiss Life ist ein Vorsorgeunternehmen, das mit Immopulse Immobiliendienstleistungen erbringt», sagte er an einer Kundenpräsentation im Stufenbau in Ittigen. Swiss Life Immopulse erbringe folgenden Mehrwert:
Mehrere Module
Das Einzigartige bei Swiss Life Immopulse sei der Verbund mit der Vorsorgeberatung, sagt die Immobilientreuhänderin Stina Hegg. Zudem biete Immopulse verschiedene Beratungsmodule und Expertisen an, die gesamthaft oder auch einzeln angeboten würden. Es sind dies:
Am meisten nachgefragt wird derzeit laut Stina Hegg das «Sorglospaket». Bei diesem Angebot verkauft Swiss Life die Liegenschaft unter Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse, sodass die genannten Moduldienstleistungen aufeinander abgestimmt sind. Das Risiko liegt bei Swiss Life. Kostenpunkt: 3 Prozent des Verkaufspreises.
Für 13 Milliarden Immobilien
Mit dem Ausflug ins Immobilientreuhandgeschäft betritt Swiss Life mit ihren rund einer Million Kunden kein Neuland: Die in der Immobilienbewirtschaftung tätige Livit Real Estate Management mit insgesamt 400 Angestellten und einer Niederlassung in Bern ist eine hundertprozentige Tochter des Lebensversicherers mit Hauptsitz Zürich. Swiss Life ist laut eigenen Angaben der grösste Immobilienbesitzer der Schweiz: Er besitzt 70 000 Mietobjekte im Wert von 13,3 Milliarden Franken.
Ivo Furrer, CEO Schweiz von Swiss Life, war sich am Donnerstag nicht zu schade, nach Ittigen in den Stufenbau zu reisen. Als designierter Verwaltungsrat der Valiant-Holding dürfte er künftig so oder so öfters in der Bundesstadt sein. In seiner Begrüssungsadresse sagte Furrer, dass sich Swiss Life vom reinen Lebensversicherer zum umfassenden Vorsorgeanbieter wandle. Man wolle «alles aus einer Hand» anbieten.
«Alles aus einer Hand»? Das erinnert an das Allfinanzkonzept. Etliche Geldhäuser hatten sich darin versucht: Bekanntestes Beispiel ist der gescheiterte Zusammenschluss von Credit Suisse und der Winterthur-Versicherung. Auch Swiss Life bezahlte mit dem Kauf der Gotthard-Bank teures Lehrgeld. Einzig bei der Baloise Bank Soba scheint das Allfinanzkonzept zumindest von aussen betrachtet zu funktionieren. Doch trotz des Verkaufs der Banca del Gottardo würde
es kaum erstaunen, wenn Swiss Life und die Regionalbankengruppe Valiant auf irgendeine Art zusammenrückten:
Der Rest ist Spekulation.
Erschienen in der BZ am 19. März 2013