Die vor allem in der Landwirtschaft stark verankerte Emmental Versicherung präsentierte gestern ein gutes Jahresergebnis - dank der Börse.
Ein Prämienwachstum von 4,3 Prozent, einen Rekordgewinn von 7,77 Millionen Franken und rund 1500 mehr Kunden als im Jahr zuvor — das sind die erfreulichen Neuigkeiten der Emmental Versicherung. Die weniger erfreuliche Nachricht: Noch nie hatte der Sachversicherer mit Sitz in Konolfingen so hohe Schäden in Kauf zu nehmen wie im vergangenen Jahr. Am 6. September 2012 ist die Biogasanlage der Agro Energie Schwyz in Ibach vollständig niedergebrannt. Der Schaden von gut 10 Millionen Franken ist der grösste in der Geschichte der Emmental. Auch sonst blieb der Sachversicherer im vergangenen Jahr von Grossschäden nicht verschont. 20 waren es an der Zahl; mehr als in früheren Jahren. Schäden ab 100 000 Franken gelten bei der Emmental als Grossereignis.
Das überdurchschnittliche Schadenaufkommen ist der Hauptgrund, weshalb die Combined-Ratio, also die Kosten und Schadenleistungen gemessen am Prämienvolumen, von 73 auf 104 Prozent
kletterte. Wobei es sich hier um eine Bruttogrösse handelt. Was die Rückversicherungsgesellschaften der Emmental zurückvergüteten, ist in dieser Zahl nicht enthalten.
Schäden sind Chancen
Christian Rychen, der neue Geschäftsleiter und damit Nacholger von Enrico Casanova, weiss dieser Entwicklung auch Positives abzugewinnen. «Sachschäden sind für uns eine Chance. Damit können
wir beweisen, dass wir die Versprechen einhalten», sagte er gestern an der Bilanzmedienkonferenz im 15000-Seelen-Dorf Konolfingen.
Wie erklärt sich das Gewinnwachstum um 22,4 Prozent bei gleichzeitig rekordhohem Schadenaufkommen? Die Antwort kann man in einem Wort zusammenfassen: Finanzergebnis. Die Emmental hat also 2012 vor allem auf den Kapitalmärkten Geld verdient. Die Performance beträgt 7,2 Prozent.
Dank diesem Gewinn konnten die Reserven um 7,77 Millionen Franken aufgestockt werden. Davon fliessen 4,5 Millionen in den Gewinnfonds der Genossenschafter. Diese werden das nächste
Mal 2015 in den Genuss einer Ausschüttung kommen. Letztes Jahr wurden ihnen knapp 9 Millionen Franken bar ausbezahlt; 15 Prozent der Prämie.
Kanton Bern: 50 Prozent
Die Kundschaft der Emmental setzt sich zu je einem Drittel aus Landwirtschaft, Privatkunden und kleinere Unternehmungen zusammen. 50 Prozent des Prämienvolumens wird im Kanton Bern
erwirtschaftet. Das zeigt das grosse Potential der 1874 in der Kirche Lützelflüh gegründeten Versicherungsanstalt.
Erschienen in der BZ am 19. Februar 2009